Die Hamburger Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Franz besuchte im Rahmen der 35. Hildesheimer Jugendbuchwoche auch die Schulrat-Habermalz-Schule in Alfeld. In drei Lesungen begeisterte sie die Schüler für ihre Bücher. Den Anfang machten die Jahrgänge 5 und 6. Cornelia Franz entführte sie in die Villa X, ein Internat für besonders begabte Kinder, zu denen die Hauptfigur, Carlo, sich allerdings gar nicht zählt. Schnell sind die Schüler von der Handlung gefesselt, äußern ihre Mutmaßungen und schlagen vor, was Carlo und seine Mitschüler tun sollten. Im anschließenden Gespräch interessieren sich die Schüler für viele Aspekte der Schriftstellerei. Die Autorin erzählt, dass sie seit 24 Jahren schreibt und rund 50 Bücher veröffentlicht hat, hauptsächlich für Kinder und Jugendliche, aber auch einige Bücher für Erwachsene. Zum Abschluss erhalten alle, die möchten, eine Autogrammkarte mit persönlicher Widmung.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter, mit den Jahrgängen 7 und 8. In dieser Gruppe entscheidet sich die Autorin für ihr Jugendbuch „Egal was morgen ist“. Jamila bemerkt John bei einer Fahrscheinkontrolle in der S-Bahn. Er flieht. Sie folgt ihm. Sie lernen sich ein wenig kennen. Gemeinsam fahren sie auf die Reeperbahn, obwohl Jamila eigentlich schon längst zu Hause sein sollte. Immer wieder fragt die Autorin nach, was die Schüler an dieser Stelle tun würden, was sie denken, was passieren wird. Es entsteht eine kurze Diskussion übers Stehlen. Plötzlich fragt Mohamad Alwadhan, seit anderthalb Jahren in Deutschland, syrischer Flüchtling, ob er auch eine Seite aus diesem Buch lesen dürfe. Die Autorin stutzt, bringt ihren Gedanken noch zu Ende und bittet ihn dann nach vorn. Seine Stimme zittert ein wenig, doch es gelingt ihm, den Text vorzulesen. Bei schwierigen Wörtern wie Kuchenschlacht benötigt er Aussprachehilfe. Als alle klatschen, freut er sich, gibt dann zu, dass er plötzlich furchtbar aufgeregt war.
In dieser Gruppe sitzen auch einige Schüler, die selbst Geschichten schreiben. Sie fragen nach Tipps und erfahren, dass man einfach anfangen soll. Danach muss man dran bleiben, am besten jeden Tag etwas schreiben, damit man richtig in die Welt eintauchen kann, den Figuren so nahe wie möglich kommen kann. „Bei ‚Egal was morgen ist‘ wusste ich bis zur letzten Seite nicht, wie ich es schaffen sollte, John und Jamila aus der Bredouille zu bringen, in die ich sie manövriert hatte“, sagte sie. Sie denkt dann viel nach, redet mit Freunden und ihrer Familie. „Ihr werdet ganz plötzlich eine Lösung finden, ihr müsst nur dranbleiben“, gibt sie den Schülern mit auf den Weg. Sie erklärt, dass ihr die Idee für dieses Buch bei einer Bahnfahrt gekommen sei. Sie hat eine Szene beobachtet, die sehr ähnlich war, wie die, die sie im Buch beschrieben hat. „Schaut einfach genau hin, beobachtet, dann findet ihr auch Ideen ohne Ende“, empfiehlt sie den Schülern.
Sie erläutert auch, dass die einzelnen Kapitel jeweils abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptfiguren erzählt werden und dass Jamila nicht mehr über John weiß als die Leser, aber natürlich auch einiges ahnt, genau wie die Leser.
Die letzte Gruppe bildet der 9. Jahrgang. Auch ihnen bietet Cornelia Franz „Egal was morgen ist“ erfolgreich an. Bei den Fragen geht es auch ums Geld und darum, wie lange sie braucht, um ein Buch zu beenden. „Zwischen drei Wochen und einem Jahr“, sagt die Autorin und berichtet dann von einer interessanten Idee. Sie ist für Recherchen schon nach Grönland oder Argentinien geflogen. Doch dann fiel ihr auf, dass sie niemals die Gelegenheit bekäme, in einer Villa an der Hamburger Elbchaussee zu recherchieren, als ihr Sohn ihr erzählte, dass er sich dort auf eine Party eingeschlichen habe. Schon war die Idee für „Pool Party“ geboren.
Wie eindrücklich die Autorenbegegnung für die Schüler war, zeigt auch, dass ein Junge die Autorin fragte, welches ihrer Bücher er denn seiner Mutter zum Muttertag kaufen könne. Zusammen mit der Autogrammkarte sei das doch etwas Besonderes, sagte er und lächelte schüchtern.